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vlnr.: Giacomo Garaventa, Präsident Schweizer Dachverband für Unternehmensnachfolge – CHDU, Corin Ballhaus, Laudatorin, Bettina Blaser, Geschäftsleitungsmitglied Blaser Café AG, Markus Blaser, Verwaltungsratspräsident Blaser Café AG, Michael Blaser, Geschäftsleitungsmitglied Blaser Café AG, und Marc Käppeli, Geschäftsführer Blaser Café AG.

LAUDATIO
BLASERCAFÉ

Liebe Familie Blaser


Als ich die Laudatio für heute vorbereitet habe, habe ich festgestellt, dass wir es hier mit viel B zu tun haben: B wie Bern, B wie Blaser, B wie (Kaffee-)Bohnen, B wie (Jury-)Beirat, B wie Ballhaus. Blaser Café wurde zwar in Zürich gegründet, Nachdem Ihr Familienname aus dem Kanton Bern stammt, kann man aber gut nachvollziehen, dass es die Firmen­gründer Cecile und Walter Blaser nach Bern gezogen hat. Und wer weiss, vielleicht war da auch noch etwas Heimweh im Spiel.

Mich freut es ausserordentlich, dass ich als Jury-Beirätin mit dem Familiennamen Ballhaus in Bern die Laudatio auf Blaser Café halten darf, die seit 100 Jahren (Kaffee-)Bohnen, handeln, rösten und Inbegriff für Kaffee-Expertise ist. Die Jury darf Ihnen heute offiziell den Phoenix Award für langfristiges Schweizer Unternehmertum 2022 des Dachverbands Schweizer Dachverbands für Unternehmensnachfolge verleihen.

Wenn ein Unternehmen, wie Blaser Café 100 Jahre alt wird, ist das per se schon eine Auszeichnung. Die Schweiz hat über eine halbe Million aktiver Unternehmen. Jedes Jahr kommen um die 40 000 neue Firmen dazu, nach fünf Jahren ist aber die Hälfte bereits wieder vom Markt verschwunden. Nur jedes 20. Unternehmen schafft es bis zum 50-Jahr-Jubiläum. Und ganz wenige Firmen werden wie Blaser Café 100 Jahre und älter.

Das bedeutet auch 100 Jahre gelungene Nachfolgeregelung. Dass das wie in Ihrem Fall immer innerhalb der Familie möglich war, ist umso schöner. Übrigens: Unter den langlebigen Firmen hat es auffällig viele aus den Bereichen Essen, Trinken und sonstigen schönen Dingen des Lebens, wie Schmuck und Uhren. Aber das alleine ist noch keine Langlebigkeitsgarantie.

Was macht also die Unternehmen aus, die 100 Jahre und älter werden? Am Beispiel von Blaser Café lässt sich dies idealtypisch aufzeigen. Es braucht Innovationskraft und Erneuerungsfähigkeit. Oder wie es im Buch «Serial Innovators» von Claudio Feser, Partner McKinsey, heisst: «Langlebige Firmen sind tendenziell dynamischer: Sie stellen sich selbst in Frage, sie experimentieren, sie entwickeln ständig neue Produkte, Prozesse und Geschäftsmethoden.» Oder in Kurzform: «Wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit.»

Sie sind seit der Firmengründung mit der Zeit gegangen oder Ihrer Zeit manchmal sogar weit voraus gewesen. Die wunderbar aufbereitete Firmengeschichte legt bestes Zeugnis davon ab. Das fängt schon bei der Firmengründung an: Sie haben in Zürich ein Kaffeegeschäft mit eigener Café-Bar eröffnet. Heute nennt man das «Concept Store». Sie haben einen solchen schon 1922 realisiert.

Wenn man bedenkt, dass 1929, sieben Jahre nach der Firmengründung, der grosse Börsenkrach in New York das Ende der «Goldenen Zwanziger Jahre» und den Beginn einer grossen Weltwirtschaftskrise markierte, zeigt sich auch, dass langfristiges Unternehmertum viel mit Mut, Biss und eisernen Durchhaltewillen zu tun hat. Ihr Vorteil war da sicher auch, dass in diesen Jahren so mancher einen starken Kaffee brauchte.

Mit der Zeit sind Sie generell beim Vertrieb gegangen: Sie haben nicht nur ein Laden­geschäft betrieben, sondern früh zusätzlich Hausierer als Multiplikatoren eingesetzt. Denn den Einzelhandel gab es ja zu der Zeit noch nicht. Später haben Sie die Erfahrung aus dem Tür-zu-Tür Geschäft erfolgreich ins Firmenkundengeschäft transferieren. Auch da braucht es den Kontakt auf Augenhöhe. Heute ist die Gastronomie – ob stationär, rollend oder fliegend – ihre wichtigste Kundengruppe, die Sie teilweise mit eigenen Kaffeemischungen bedienen. Sie haben zuletzt auch den Sprung ins digitale Zeitalter geschafft: Sie verfügen über einen vorbildlichen Online-Shop, der sich wie in Ihren Anfangszeiten wieder direkt an Endkonsumentinnen und -konsumenten richtet, Sie praktizieren damit sozusagen das Hausieren der Neuzeit. Auf diesem Weg hatte es einige Sollbruchstellen, an denen andere Handelsfirmen gescheitert sind. Sie haben sie erfolgreich gemeistert und damit Disruptionsfähigkeit bewiesen.

Innovationskraft haben Sie auch auf der Produktseite bewiesen. Kann man Kaffee neu erfinden? Man kann, wie Sie eindrücklich beweisen. Sie produzieren Kaffee für die unterschiedlichen Zubereitungsarten. Denn wir trinken ja schon längst nicht mehr nur Café Créme, sondern auch Espresso, Cappuccino, Latte Macchiato usw., ganz zu schweigen von der Vielfalt an Kaffeemaschinen, die wir für die Zubereitung einsetzen. Sie haben also immer auch Trends aufgenommen und sind kontinuierlich den Kundenbedürfnissen gefolgt. Sie handeln aber nicht nur mit Kaffee und rösten ihn. Sie teilen zudem Ihre grosse Kaffee-Expertise, beispielsweise in der Beratung Gastronomiebetrieben oder kleinen Röstereien und vermitteln Wissen in der Alpine Coffee Academy, wo sie unter anderem Baristas ausbilden und Sensorik-Kurse anbieten.

Wenn man solange im Geschäft ist, wie Sie es sind, kann man immer mal wieder auf Bewährtes von früher zurückgreifen. So haben Sie mit der «Rösterei, Kaffee, Bar» hier auf dem Areal dort angeknüpft, wo die Gründergeneration angefangen hat, und das Konzept neu interpretiert.

Wer an die Schweiz denkt, denkt spontan an Schokolade, Käse oder Uhren. Aber Kaffee? Die Schweiz ist ja schliesslich weit weg von Anbaugebieten. Einmal mehr zeigt sich: Die Schweiz ist klein aber oho. Sie gehört weltweit zu den Nationen mit dem höchsten Kaffeekonsum. Herr und Frau Schweizer trinken über 1000 Tassen Kaffee pro Jahr, gut drei Tassen pro Tag. Was allerdings vielen nicht bekannt sein dürfe: 60 bis 70% des Welthandels in Kaffee werden über die Schweiz abgewickelt. Blaser Trading, Ihre Schwestergesellschaft, ist eine wichtige Grösse in diesem Markt.

Die Schweiz ist auch die Heimat des weltweit ersten Kaffeekompetenzzentrums, das an der ZHAW Wädenswil angesiedelt ist. Dieses schätzt, dass 1% des Schweizer Brutto­inlandprodukts mit Kaffee erwirtschaftet wird. Damit wäre Kaffee der wichtigere Wirtschaftsfaktor als Schokolade und Käse. Da wundert es auch nicht, dass in der Schweiz die Kaufkraft mit dem Café-Creme-Preisindex ausgedrückt wird und nicht wie in anderen Ländern in Big-Mac-Index.

Wenn Unternehmen 100 Jahre und älter werden, läuft nicht immer alles «gäng wie gäng». Da scheint nicht immer die Sonne, da sind auch persönliche Schicksalsschläge, Wirtschafts- und Unternehmenskrisen zu verkraften. Langlebige Unternehmen haben bewiesen, dass sie solche Krisen meistern und gestärkt daraus hervorgehen. Sie erheben sich immer wieder wie Phoenix aus der Asche. Besagter Phoenix ist darum auch Namensgeber für den Award, den wir heute verleihen dürfen.

Sie mussten einen solchen persönlich Schicksalsschlag früh in der Firmengeschichte verkraften, als Firmengründer Walter Blaser senior 1939 mit nur 49 Jahren gestorben ist. In der Folge haben seine Frau Cécile und der damals 17-jähriger Sohn Walter junior die Leitung der Firma übernommen. Und das in einer Zeit, wo Frauen maximal die Führung der Haus-Wirtschaft, aber ganz sicher nicht die Führung eines Unternehmens zugestanden wurde. Und wie wenn das nicht schon eine beeindruckende Parforce-Leistung gewesen wäre, ist im selben Jahr noch der 2. Weltkrieg ausgebrochen. Aber auch die schwierigen Kriegsjahre haben Cécile Blaser und Walter Blaser junior erfolgreich gemeistert, was sie bis zum heutigen Tag zu eindrücklichen Vorbildern macht.

Was zeichnet die Preisträger vom Phoenix Award für langfristiges Unternehmertum sonst noch aus? Teamgeist! Der wird bei Ihnen grossgeschrieben. Als Familienunter­nehmen haben im Umgang mit Ihren Mitarbeitenden ein anderes Verständnis. Oder welcher Manager würde seine Mitarbeitenden als «erweiterten Familienkreis» bezeichnen? Sie würden eher den Kaffee als «besten Mitarbeitenden» bezeichnen: «Kaffee redet nicht, Kaffee jammert nicht, Kaffee macht einfach seinen Job», wie es auf einer Spruchkarte so treffend heisst.

Sie haben bezüglich Teamleistung echten Pioniergeist bewiesen und Employer Branding betrieben, wo den Begriff noch niemand kannte: Sie haben immer schon gewusst, wie wichtig gute, motivierte Mitarbeitende für den unternehmerischen Erfolg sind. So haben Sie Ihre Hausierer seinerzeit mit 2CV ausgestattet. Heute ist der Firmenwagen für Aussendienstmitarbeitende normal. Aber Ende 1940er-, Anfang der 1950er-Jahre, wo noch nicht einmal jeder Haushalt über ein Auto verfügte, war das aussergewöhnlich. Da kann man sich gut vorstellen, dass die Hausierer voller Stolz für Blaser Café unterwegs waren. Ihrer Firma hat das bestimmt in mehrfacher Hinsicht genützt. Sie konnten so die Mitarbeiterbindung stärken und sich gleichzeitig als attraktiver Arbeitgeber präsentieren, was bei dem Fachkräftemangel, der in der Hochkonjunktur der Nachkriegsjahre herrschte, sicher ein Wettbewerbsvorteil war. Ausserdem konnten Sie so gleichzeitig Ihre Reichweite im Vertrieb steigern und den Namen Blaser Café in die Schweiz hinausgetragen.

Verantwortungsbewusstsein beweisen Sie aber nicht nur gegenüber Mitarbeitenden, sondern auch gegenüber der Umwelt. Bei langlebigen Unternehmen geht dies häufig mit einem hohen Qualitätsanspruch einher, den auch Sie pflegen. Sie haben die Nachhaltigkeit sozusagen in der DNA, haben Sie doch schon früh den Ansatz «Von der Plantage bis in die Tasse» verfolgt, lange bevor dies Trend und nun zunehmend Anforderung des Markts wird. Sie können so die Qualität über die gesamte Wertschöpfungskette hinweg sicherstelle – vom direkten Einkauf und die Röstung bis hin zur Verpackung – sicherstellen. Ihr Engagement für die Nachhaltigkeit kommt überdies in verschiedenen Organisationen zum Ausdruck, die Sie teilweise mitgegründet haben.

Ganz herzliche Gratulation zum Phoenix Award für langfristiges Unternehmertum 2022. Ich wünsche Ihnen im Namen der gesamten Jury und des Jury-Beirats weiterhin die Erneuerungsfähigkeit und die Innovationskraft, die sie in den letzten 100 Jahren bewiesen haben. Ihre Passion für Kaffee, da bin ich mir sicher, wird sowieso anhalten. Auf dass Sie mit der einzig wirklichen Fee, der KafFEE, an Ihrer Seite Ihren Erfolgskurs fortsetzen.

gehalten von Corin Ballhaus, Mitglied Jury-Beirat Phoenix Award und KMU-Positionierungsexpertin

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LAUDATIO
FRATELLI MATASCI

 

Geschätzte Familie Matasci

Geschätztes Team von Matasci Vini

Geschätzte Gäste

 

Es ist mir eine grosse Freude und Ehre, heute hier, stellvertretend für die Jury, den «Phoenix Award 2021 für langfristiges Schweizer Unternehmertum» an Sie, liebe Familie Matasci, und Ihr Team zu überreichen.

 

Unternehmen, die bereits 100 Jahre oder länger bestehen, schreiben Geschichte und prägen die einzigartige Schweizer Unternehmenslandschaft. Sie setzen ein Zeichen und sind sprechendes Beispiel dafür, dass langfristiges und damit auch nachhaltiges Unternehmertum machbar ist. Ein Aspekt, der heute mehr denn je von hoher Bedeutung ist. Genau aus diesem Grund wurde der Phoenix Award im vergangenen Jahr von der Initiative Nachfolgebus ins Leben gerufen und erstmals vergeben.

 

Mit dieser Auszeichnung ehren wir langfristiges erfolgreiches Unternehmertum, zu dem auch eine über mehrere Generationen gelingende Nachfolgeregelung gehört. Schweizer KMU, die diese besondere unternehmerische Leistung seit mindestens einem Jahrhundert herausragend meistern erhalten die Bühne, die sie verdienen. Unternehmen, die seit mindestens 100 Jahren bestehen, mussten meist mehr als eine Krise überwinden und sich wie der «Phoenix aus der Asche» neu erheben – daher der Name unseres Awards.

Im Fokus als potenzieller Preisträger stehen jedes Jahr daher Schweizer KMU, die in diesem Jahr 100 Jahre alt werden oder 100 Jahre im Schweizer Handelsregister eingetragen sind. Aus diesen Unternehmen ermitteln eine Fach-Jury und ein Jury-Beirat mit Vertreterinnen und Vertretern aus Wissenschaft, Unternehmertum und Medien den Preisträger des Phoenix Award. Besonderes Augenmerk legt die Jury bei ihrer Beurteilung auf die Innovations- und Disruptionsfähigkeit, die Teamleistung und den volkswirtschaftlichen sowie gesellschaftlichen Beitrag des möglichen Preisträgers.

 

 

Das Votum der Jury

Doch nun zu Ihnen, der Fratelli Matasci SA. Welche einzigartige Geschichte schreibt Ihr Unternehmen seit in diesem Jahr genau 100 Jahren? Was hat unsere Jury überzeugt, Matasci Vini mit dem Phoenix Award 2021 auszuzeichnen?

 

Die Geschichte beginnt bereits 1919, als Giuseppe Matasci zusammen mit seinem Kollegen Carlo Balemi begann, Trauben aus jenen hügeligen Rebbergen des Verzasca Tals zu kaufen und zu einem Wein zu verarbeiten, der die Elemente Wasser, Stein, Holz, Wind, Sonne unvergleichlich in sich verbindet. 1921 gründete er mit Carlo Balemi die Firma Matasci. In zweiter Generation führten seine Söhne Peppino, Lino und Mario Matasci die Geschicke des Unternehmens weiter.

 

Heute, 100 Jahre nach der Gründung, sind es die dritte und vierte Generation der Familie Matasci, die die Geschichte des Unternehmens fortsetzen und dafür wichtige Meilensteine gesetzt haben. So ist Matasci Vini zu einer Unternehmensgruppe geworden, welche den Bogen spannt zwischen der Kultur des Tessiner Weins und der Kunst und damit eine einzigartige und für das Tessin und darüber hinaus herausragende Marktstellung einnimmt.

 

Wesentliche Aspekte, die eine wichtige Rolle für das Urteil der Jury spielten, die u.a. folgende Punkte als massgebend für Ihre Entscheidung hervorhob.

 

Für Jury und Jury-Beirat ...

 

  • sind Matasci Vini Pioniere und wichtige Botschafter für Tessiner Weine «ännet dem Gotthard» und mit ihrem «Selezione d’Ottobre» in der restlichen Schweiz seit vielen Jahrzehnten breit vertreten und geschätzt. Darüber hinaus nimmt das Unternehmen als Abnehmer eine wichtige Rolle zur Förderung des regionalen Weinbaus ein und leistet einen wichtigen Teil zum Erhalt der des Weinanbaus in den Tessiner Tälern.
     

  • sind sie ein typischer Vertreter des Tessiner Unternehmertums, der traditionelles Weinhandwerk um den kulturellen Beitrag erweitert und den Weingenuss auf einen «modernen», man könnte auch sagen «zeitgemässen», Level erhebt. Gesellschaftlicher und kultureller Einfluss werden gelebt im Weinmuseum, mit Events und in der Kunst:  Galleria Matasci Arte

 

  • leistet das Unternehmen einen wichtigen Beitrag für den Tessiner Weinbau, indem es die traditionelle Vinifikation durch die Integration neuer Elemente modernisiert. Zudem tritt es täglich den Beweis an, wie es mit kontinuierlicher Weiterentwicklung des Betriebs und geschicktem Marketing/Vertrieb gelingt, auch in der heutigen Zeit unternehmerisch erfolgreich zu sein. Damit sicher Matasci Vini nicht zuletzt auch
    Arbeitsplätze in der Wertschöpfungskette vom Anbau der Trauben bis zum Handel / Verkauf.

     

  • ist die Firma seit 100 Jahren über mehrere Generationen (3. und 4.) erfolgreich operativ und auch hinsichtlich Diversität zeitgemäss unterwegs. Verschiedene entscheidende Funktionen werden von Frauen wahrgenommen.

 

 

 

All das zusammen genommen ist aus Sicht der Jury eine unternehmerische Glanzleistung. Insbesondere ihr gesellschaftlicher und volkswirtschaftlicher Beitrag für das Tessin zeichnen die Preisträger des Phoenix Award 2021 als Leuchtturm aus.

 

Zukunft

Bevor wir nun zur Preisübergabe kommen, möchte ich gerne noch einen Blick in die Zukunft werfen. Familienunternehmen stehen vor der besonderen Herausforderung, dass die Grenzen zwischen dem Persönlichen und dem Geschäftlichen sehr nah beieinander liegen können. Hinzu kommt, dass die Vorstellungen über die Zukunft der Unternehmung ohnehin oft weit auseinander gehen. Es ist schon eine Kunst, einen herausragenden Wein zu kreieren. Und es ist ebenso eine unternehmerische Glanzleistung, sich über Generationen immer wieder den Veränderungen von Gesellschaft, Umwelt, Klimawandel, biologischem Anbau etc. anzupassen und gegenüber der Konkurrenz zu behaupten. 

 

Als Familienunternehmung, unabhängig wie alt, wie gross, wie finanziell potent, stellen sich drei grundlegende Fragen

 

  1. Wie kann ich den Frieden in der Familie erhalten.

  2. Wie kann ich finanzielle Freiheit für alle Beteiligten ermöglichen

  3. Wie kann ich eine finanzstarke Unternehmung an die Nachfolger übergeben und wie gehe ich mit dem Spagat zwischen Kompetenzen, die die Unternehmung braucht, versus Familienmitglied und Familienbande, um?

 

In Ihrem Fall, geschätzte Familie Matasci, finden Sie offenbar die richtigen Antworten auf diese Fragen.

 

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen im Namen der Jury, die Kraft, den Mut und die Liebe für die alltäglichen Details und den Zusammenhalt in der Familie. Die Weitsicht, die richtigen Personen an der richtigen Stelle in der Unternehmung zu besetzen, mit dem Ziel Matsci Vini auch für die nächsten Generation fit zu machen.

 

Damit die Matasci Vini sich weiterhin so begeistert und erfolgreich engagieren kann von der Rebe bis zur Kunst in den malerischen Tälern des Tessin. Wo Menschen emotionale Produkte kreieren, wo man die Sonne, den Boden, den Schweiss der Bauern in Wein-Geschichten verpackt, die alle unsere Sinne im Tessin und weit darüber hinaus verzaubern.

 

Liebe Familie Matasci und Ihr Team, wir verneigen uns mit grosser Dankbarkeit für Ihren Einsatz für die Region, für die Natur und für den Beitrag, den sie als Team für die Gemeinschaft in emotionaler, gesellschaftlicher wie auch volkswirtschaftlicher Hinsicht jeden Tag leisten.

 

Vielen Dank und herzliche Gratulation!

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LAUDATIO GLOCKENGIESSEREI RÜETSCHI 

Laudatio Rede zur Verleihung des Phoenix Award

28. Oktober 2020 in Aarau

von Carla Kaufmann

 

Die Glockengiesserei H. Rüetschi AG ist Preisträgerin des Phoenix Award 2020 in der Kategorie «Innovation/Disruption/Erneuerungsfähigkeit».

 

Sehr geehrte Frau Kramer, sehr geehter Herr Putignano, sehr geehrter Herr Buchmann, sehr geehrter Herr Wiesmann, sehr geehrter Herr Spielmann, sehr geehrte Anwesende

 

Es ist mir eine große Freude und Ehre, Sie heute hier zu treffen, zur Vergabe des Phoenix Awards. In einem vollkommen anderen, aber weit eindrücklicheren, Setting, als wir uns das ursprünglich vorgestellt hatten.

 

Unser gesellschaftliches Leben hat sich 2020 unglaublich verändert und wir wissen alle nicht wohin und wie es weiter geht. Auch wenn wir nach der heutigen Pressekonferenz des Bundesrates, die neuen Rahmenbedingungen kennen, ist der Zeitrahmen noch in keiner weise Fassbar. 

 

Ich hatte am Montag eine Konferenz, mit 20 jungen Studentinnen, zum Thema Mut, und als ich die jungen Damen fragte wie sie diese Zeit denn erlebten? Hat mir eine Gesagt: «Ich fühle mich wie in einem Boot mitten im Meer und ich sehe kein Ufer und ich weiss nicht wann ich wieder Ufer sehen werde.» 

 

Sehr geehrter Herr Spielemann, liebe Anwesende, Es gibt über 680'000 Unternehmen in der Schweiz, aber keine Manschaft ist solange unterwegs wie die Glockengiesserei H. Rüetschi AG 

 

Sie wurde bereits 1367 gegründet und sind damit 653 Jahre alt! Ganze 553 Jahre war die Glockengiesserei jedoch nicht im Handelsregister eingetragen und wurde «erst» vor 100 Jahren offiziell als Aktiengesellschaft am 28. Mai 1920 eingetragen. 

 

Mit dem Phoenix Award zeichnen wir langfristiges Schweizer Unternehmertum aus. Wir möchten das Bewusstsein erhöhen, dass es Unternehmen gibt die 100 Jahre und mehr Existieren und wir möchten verstehen, was diese anders gemacht haben, dass es sie noch gibt. Als wir den Preis jedoch entwickelt haben, haben wir keines Falls damit gerechnet. Auf ein 653 Jähriges Unternehmen zu stossen. Sehr geerhte Damen und Herren, das ist einzigartig!

 

Am 28. Mai 1920 wurde die Glockengiessere H. Rüetschi wie weitere 52 Aktiengesellschaften (1920) zu gesamthaft 888 Aktiengesellschaften ins  Handelsregister des Kanton Aargau eingetragen.

 

Damit wurde die Gründung ihrer juristischen Person im Sternzeichen des Zwillings vollzogen:

 

Zwillinge sind freundlich, intelligent, gesprächig, vielseitig, neugierig, scharfsinnig, intuitiv und logisch. Manchmal können sie auch recht widersprüchlich und unruhig sein, haben oft zwei Gesichtern, sind kritisch und ungeduldig. Zwillinge genießen und brauchen Arbeit, die oft sehr vielfältig ist. Sie lieben es, mehrere Dinge gleichzeitig zu tun, und mögen keine Langeweile.

Zwillinge neigen dazu, von einer Erfahrung zur anderen huschen, sind wissensbegierig. Das Gewinnen und die Verbreitung von Wissen ist ihr wahres Talent. Daher sind sie oft gute Verkäufer oder Lehrer, insbesondere, wenn sie es schaffen, in die Tiefe zu gehen.

Der Zwilling hat die Fähigkeit, beide Seiten einer Frage zu betrachten, und kann zwischen gegensätzlichen Standpunkten hin- und herschwanken, und sie neigen mitunter dazu, die Meinung des jeweiligen Gegenüber anzunehmen. 

 

Sehr geehrte Damen und Herren, die Glockengeisserei hat nicht nur beide Weltkriege, diverse Wirtschafskrisen, das Aussterben der Patronalen Familie Rüetschi, die Reformation, das Verbot von Kirchenglocken … und noch vieles überlebt. 

 

Ich denke diese Fähigkeit als Unternehmen beide Seiten einer Frage betrachten zu können, nennen wir heute agil zu sein. 

 

Es überrascht so gesehen nicht, dass die Glockengiesserei Rüetschi AG heute in der Kathegorie Innovation/Disruption/Erneuerungsfähigkeit ausgezeichnet wird!

 

Wie gut und einzigartig diese Fähigkeit ausgeprägt ist, versteht man erst, wenn man das Ganze in Perspektive setzte. Ich habe Ihnen darum heute ein Stück Geschichte mitgebracht und das Statistische Jahrbuch von 1920 ausgegraben.

 

Die Wohnbevölkerung in der Schweiz betrug 1920 3’829'875 Personen; heute stehen wir bei 8,545 Mio. Einwohner.

 

1920 gab es im Kanton Aaargau 5'034 Lebendgeburte, und 123 Totgeburten. In der ganzen Schweiz wurden 2080 Totgeburten verzeichnet. Die Mehrheit dieser Totgeburten waren Frühgeburten. Heute ist die Schweiz weltführend in der Neonatologie. Die Medizin hat es geschafft diese Zahl auf Jährlich unter 300 zu senken und diese sollte uns in Anbetracht der laufenden Pandemie Hoffnung geben.

 

1920 waren in der Schweiz 57,5% der Einwohner reformiert und 40,9% Römisch Katholisch, das heisst 98,7% der Einwohner waren dem Christlichen Glauben zugewandt. Heute trifft dies noch auch 58,3% der Schweizer Bevölkerung zu.

 

1920 wurden in der Schweiz 6'040 Gesellschaften neu ins Handelsregister eingetragen. Im Jahre 2020 (100 Jahre später) haben wir noch 121 im Handelsregister wiedergefunden. Das bedeutet das gerademal 2% der 1920 eingetragenen Unternehmen heute noch existieren. 

 

1920 waren in der Schweiz in der Eisen- und Metallindustrie (dort könnte man Rüetschi im weitesten Sinne einordnen) 4'252 Stellen besetzt und es gab 6'279 offene Stellen.  

 

Die Glockengiessere H. Rüetschi wurde von unserer Jury ausgewählt den Disruptionspreis zu erhalten. Dabei wurden nachfolgende Argumente Gewichtet:

 

  • Die Glockengiessere H. Rüetschi ist heute noch im Glockenguss, wie 1367, als sie gegründet wurde. Sie hat aber genauso digitalisiert im Bereich der Gebäudeautomation und hat für die Marsmission die Gehäuseelemente gegossen

  • Heute sind von den 6 Giessern drei weiblich und drei männlich, Diversität wird aber nicht nur in den Berufsfeldern sondern im ganzen Unternehmen auf einem unglaublichen Niveau gelebt und verstanden, so haben die 45 Mitarbeiter 16 verschiedene Berufsprofile.

  • Die Glockengiessere H. Rüetschi hat die Tradition erhalten und nicht nur in die Gegenwart sondern diese, dank ihrem agilen denken auch in die Zukunft, auf den Mars gebracht.

 

Wir erinnern uns an das Bild von der Studentin in dem Boot, die nicht weiss wann sie wieder Ufer sehen wird... wir wissen nicht, wie es weiter gehen soll, wohin uns diese Pandemie uns treibt. Ich glaube, es gibt zwei Gründe, wieso genau die Glockengiessere H. Rüetschi AG es geschafft hat 635 Jahre zu existieren:

 

  1. Sie haben verstanden, dass wenn man immer auf einem Boot sitzt und gerade wenn man den Horizont nicht sieht, die Kraft in der Mannschaft besteht. Dass man als Mannschaft Stürme übersteht, wenn man zusammenhält und sich gegenseitig inspiriert. Dass wir nicht den Fokus auf den Horizont, sondern auf die Kraft und die Fähigkeit, gerade die Veränderungsfähigkeiten des Teams richten sollte. Gerade in der Krise.

  2. Sie sind ein 635-jähriges Beispiel von gelebter Agilität! - Also bestimmt älter als das Wort selbst. Ihre Lebensdauer hat nicht nur bewiesen, dass sie Krisenfest sind, sondern auch anpassungsfähig. Dass die Glockengiessere H. Rüetschi in der Lage war und ist, immer mehrere Standpunkte in die Unternehmerischen Entscheide einfliessen zu lassen, um sich mit dem Markt mitentwickeln zu können.

 

 

Es ist mir eine unglaublich grosse Ehre, Ihnen heute unter diesen unerwarteten, aussergewöhnlichen Rahmenbedingungen den Phoenix Award für Innovationskraft, Disruptionsfähigkeit, Erneuerungsfähigkeit zu Übergeben.

 

Sehr geehrte Frau Kramer, sehr geehter Herr Putignano, sehr geehrter Herr Spielmann, wir gratulieren Ihnen von Herzen zu dieser einzigartigen Leistung.

AARAU / 28. OCTOBER 2020 BY CARLA KAUFMANN

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LAUDATIO DESTILLERIE MORAND 

Cher Monsieur Vocat, cher Monsieur Morand, cher Monsieur Häni

C'est un grand plaisir et un honneur pour moi de vous rencontrer ici aujourd'hui, bien que dans une situation different que prévue.

Vous êtes la quatrième génération de la famillie

Le 1er mai 1920, la Distillerie Agricole a été inscrite au registre du commerce du canton du Valais, comme l'une des 135 autres sociétés en nom collectif.

Vous êtes registrée sous le signe de taureau:

Le taureau est connu pour être : forts, calmes, conscients, pratiques, exigeants, déterminés, persistants, persévérants, compatissants et loyaux.

Ils aiment réaliser les choses de leurs propres mains, travailler et aimer les résultats concrets et pratiques.

Les taureaux travaillent souvent à un rythme plus lent que les autres, mais ils parviennent à terminer un projet. Un taureau peut être mené, mais jamais poussé.

Tout cela a un sens, surtout si on comprend à quel moment et dans quelles circonstances la société Morand AG a été fondée. J’ai vous apporter un peu d'histoire et je vais vous présenter quelques chiffres surprenants sur l'année 1920, tirés de l'Annuaire statistique suisse.

Cette année-là, Morand AG a été inscrite au registre du commerce suisse, probablement dans le cadre de la succession de Louise Morand à André Morand, qui a repris l'entreprise en 1921.

Le chiffre de 1920 pour le canton du Valais:

  • Mouvement de la population:

    • Marriages en Valais 1’056

    • Naissance Vivant en Valais: 3’374

    • Naissanve Mort nés en Valais: 67 – en Suisse 2'080 (Cororna mors just aujourdehuit 1’830)

    • Excéde de naissance en total 1’274

J’ai apprise que vous avez 50 employée.

  • En 1920 la naturalisation en Valais:

    • 50 personnes en total

    • 10 Allemagne

    • 36 Italie

    • 4 hors d’Europ

En 1920 une famillie a payer CHF 122,60 pour des boissons alcoolisées et CHF 7.50 pour des boisson non alcoolisées par ans. Ça veut dire une famillie a investiger 4.3% de son budget dans les boissons alcoolisées.

L’ industrie de l’allimentation et des boissons a payer un salaire moyen à CHF 12.05 par jour.

 

Chère famille Morand, le 1er mai 1920, votre société, ainsi que 964 autres sociétés valaisannes, a été inscrite au registre du commerce. Dans toute la Suisse, 77 668 entreprises ont été inscrites au registre du commerce en 1920. Cent ans plus tard, 121 de ces entreprises sont toujours inscrites au registre du commerce suisse. Seules 0,15 % des entreprises qui étaient enregistrées en 1920 se trouvent aujourd'hui. Le vôtre est l'un d'entre eux. Rien que cela mérite d'être célébré. C'est bien plus que cela qui a incité notre jury à vous décerner le prix Phoenix pour l'entreprenariat durable dans la catégorie "Effet et performance en équipe",

 

Les arguments de la jury:

  • fondée en 1889, 4e génération, management externe (jeune PDG Fabrice Haenni depuis 2015) > 4 partenaires sur 7 sont des femmes

  • Plusieurs changements de mains depuis la fondation Équipe propriétaire (mais comporte également des risques, comme le montrent d'autres exemples)

  • une forte responsabilité sociale : intégration dans l'entreprise (coopération avec la fondation pour les personnes handicapées, 2 ateliers intégrés pour 16 personnes handicapées), activité philanthropique en tant que famille pour les personnes handicapées

  • Utilisation de produits locaux, normes de qualité élevées

  • l'expansion mondiale

  • Innovations de produits en coopération avec de jeunes entreprises : Gin Alata Walliser, également atelier Cocktail Morand > Objectif : utiliser la Williamine et l'Abricotine, qui sont traditionnellement des digestifs, également pour les cocktails/apéritifs.

  • Constance : connue depuis plus de 100 ans pour les mêmes produits (sirop, Williamine, abricotine, depuis 2015 produits bio à base de plantes > Rostal, coopération avec la HES-SO Valais)

  • COVID-19 : Production d'un propre désinfectant pour les mains (Williamine et Monnaie du Grand Saint-Bernard) Distribution principalement par l'Association des Samaritains du Valais

  • Distillerie Agricole, Martigny : En créant des emplois pour les personnes handicapées, l'entreprise montre qu'il y a de la place pour une grande variété de personnes dans une équipe qui réussit durablement.

  • Conclusion : une entreprise romande sympathique (même si, bien sûr, elle n'est pas reconnue de la même façon dans tous les milieux comme producteur d'alcool), un ancrage local/responsabilité avec un attrait international (comme le prouvent les lettres de Coca Cola et d'autres entreprises internationales).

 

Il faut du courage continué dans un monde comme aujourd'hui, mais il en a toujours fallu pour être un entrepreneur. Et si nous comprenons d'où nous venons, l'avenir ne nous intimidera plus. Parce que s'il y a une chose que nous pouvons apprendre et comprendre du passé et de l'histoire de votre entreprise, si Luis Morand n'avait pas registre du commerce, il n'y aurait pas 45 employés avec vous aujourd'hui, il n'y aurait pas 16 personnes handicapées mentales dans l'emploi et nous ne serions pas ici aujourd'hui. N'oublions donc pas, surtout à notre époque, qu'il faut toujours du courage pour changer quelque chose, pour faire une différence. Et que notre économie dépendra toujours de ce genre de personnes. Chère famille Morand, soyez fière de votre histoire, soyez fière de votre famille. Soyez fière de votre employée, soyez fière de Phönix Award. Vous avez réalisé des choses extraordinaires. Merci.

MARTIGNY / 20. OCTOBER 2020 BY CARLA KAUFMANN

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